Recklinghausen-Suderwich. In den beiden Vorwochen hat Elke Zillkens zum Thema „Plastik vermeiden – der Umwelt zuliebe“ geschrieben. Heute geht es um die gesundheitlichen Risiken bei der Verwendung von Plastikmaterialien. Wolfgang Wegener hat dazu einen Artikel bei der Verbraucherberatung NRW gefunden und fasst hier zusammen.
Welche Kunststoffe sind ein besonderes Problem?
PVC – zu seiner Herstellung wird giftiges Chlor benötigt. Wird PVC nicht heiß genug verbrannt, können Dioxine entstehen, die extrem giftig sind. Um PVC elastisch zu machen, werden Weichmacher zugesetzt, die später wieder freigesetzt werden können. PVC kann schwermetallhaltige UV-Stabilisatoren enthalten. Die sollen die Alterung des Kunststoffs durch Sonnenbestrahlung verhindern.
Polytetrafluorethylen (PTFE), bekannter als Teflon
Bei der Produktion von PTFE wurden früher giftige Schadstoffe eingesetzt, PFOA (Perfluoroctansäure), die die Umwelt dauerhaft belasten. PFOA schädigt das Immun- und Hormonsystem, ist fruchtschädigend und kann Krebs auslösen. (Heute verwendet die Industrie allerdings Ersatzstoffe für PFOA.) Der Kunststoff PTFE kann nur durch Verbrennung zerstört werden. Dabei entsteht giftige Flusssäure, die in Müllverbrennungsanlagen neutralisiert wird. Eingesetzt wird PTFE als Antihaftbeschichtung bei Pfannen und Backformen oder als Membran in Outdoorjacken. Wird PTFE über 360 °C erhitzt, werden giftige Dämpfe freigesetzt. Beschichtetes Geschirr sollte man daher niemals leer erhitzen.
Polycarbonat und Epoxidharze werden aus Bisphenolen wie Bisphenol A hergestellt. Bisphenol A steht auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe, weil es das Hormonsystem schädigen kann. In Babyflaschen ist Polycarbonat seit Jahren verboten. Polycarbonat kommt häufig als harter, durchsichtiger Kunststoff bei in der Küche oder in Spielzeug zum Einsatz.
Oft ist nicht der Kunststoff selbst gesundheitsschädlich sondern dessen Zusatzstoffe wie bestimmte UV-Stabilisatoren, Weichmacher oder Flammschutzmittel. Leider bleiben diese Zusatzstoffe häufig nicht einfach im Kunststoff, sondern werden wieder freigesetzt und gehen in die Raumluft, den Hausstaub oder sogar in Lebensmittel über. Auf diese Weise oder über Hautkontakt gelangen sie in unseren Körper. So wurden beispielsweise Abbauprodukte von Weichmachern im Urin von Kindergartenkindern nachgewiesen.
Weichmacher
Fasst sich ein Kunststoff weich und elastisch an, gibt er unter Druck nach, solltest du prüfen, ob es sich um PVC handelt. Falls ja, suche nach Alternativen. Hier sind Weichmacher enthalten, die im Laufe der Zeit frei gesetzt werden. Es gibt verschiedene Weichmacher. Einige Vertreter aus der Gruppe der Phthalat-Weichmacher wurden von der europäischen Chemikalienagentur (ECHA) bereits in die Liste der "besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC)" aufgenommen, weil sie schädigend auf das Hormonsystem wirken und die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden können. Meist lässt sich nicht erkennen, welcher Weichmacher eingesetzt wurde. Es gibt dazu keine Kennzeichnungspflicht. Du hast jedoch ein Recht auf Information, sofern diese Substanzen auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe stehen.
Auskunftsanspruch
Der Hersteller muss innerhalb von 45 Tagen Auskunft geben, wenn das Produkt mehr als ein Gramm pro Kilogramm (0,1 Prozent) eines Schadstoffes aufweist. Das gilt auch bei Produkten, die aus vielen Teilen bestehen, auch für die einzelnen Komponenten. Wenn z.B. der Fahrradgriffe mehr als 0,1 Prozent bestimmter Weichmacher enthält, kann der Hersteller sich nicht damit herausreden, dass bezogen auf das ganze Fahrrad der Grenzwert nicht überschritten wird. Diese Pflicht, Anfragen zu beantworten, besteht auch für Bisphenol A. und für einige gesundheitsgefährdende Flammschutzmittel, die in Kunststoffen eingesetzt werden. (Die Stiftung Warentest, bekannt unter dem Namen „test“, prüft übrigens grundsätzlich bei ihren Warentest zu diesem Thema.
Wo kommen Weichmacher vor?
Verdächtige Produkte sind weiches Plastikspielzeug für Kinder wie Wasserbälle oder Puppen, Hundespielzeug aus Kunststoff, Luftmatratzen, Erotikartikel und Produkte im Elektronikbereich. (Silikon ist auch weich, enthält aber keine Weichmacher.) In Lebensmittelverpackungen werden selten Weichmacher verwendet. In den PVC-Dichtungen einiger Schraubglasdeckel werden aber Phthalat-Weichmacher eingesetzt. Ohne flüchtige Weichmacher kommen PE (Polyethylen) PP (Polypropylen) aus, oft erkennbar am Recyclingcode 02, 04 oder 05. Auch in PET-Getränkeflaschen wird kein Weichmacher eingesetzt.
Ein weiterer problematischer Stoff ist Bisphenol A (BPA). Kommt vor in Camping- und Mikrowellengeschirr sowie Kofferhüllen. Es ist ein Grundbaustein des Kunststoffs Polycarbonat. Kann sich beim Erhitzen oder aufgrund schlechter Produktion lösen. Stört das Hormonsystem und kann vor allem in sensiblen Entwicklungsphasen von Kindern Schäden anrichten. Risiken bestehen auch für Leber, Niere und Brustdrüse. BPA steht auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe.
Einige Flammschutzmittel schädigen das menschliche Nervensystem, können unfruchtbar machen oder gelten als krebserregend. Man findet sie in Schaumstoffen, in Baumaterial, Sitzmöbeln, Matratzen oder Autos sowie Teppichböden, Elektrokabeln und Gehäusen von Computern oder Fernsehern. Die Kennzeichnung "FR" für "Flame retardant" weist darauf hin, dass im Kunststoff Flammschutzmittel enthalten sind. Elektronikgeräte mit dem Umweltzeichen Blauer Engel dürfen keine halogenhaltigen Flammschutzmittel enthalten. Es lohnt sich also, bereits beim Einkauf nachzufragen, ob bzw. welche Flammschutzmittel zum Beispiel in der Matratze oder dem Möbelstück enthalten sind.
Ausführliche Informationen findest du unter https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/gefahren-fuer-die-gesundheit-durch-plastik-7010.
© Gruppe Sozial- und Bildungswerk
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