Recklinghausen-Suderwich. Mittlerweile ist "Regrowing", neudeutsch für das Nachwachsenlassen von Pflanzen aus Gemüseabschnitten, in vielen Zeitschriften und auf Internetseiten ein beliebtes Thema. Es hört sich ja auch ziemlich simpel an: Einfach die Gemüseabschnitte von Karotte und Co. in Wasser stellen und zack - schon sprießt das junge frische Grün.
Also wurde es höchste Zeit, das einmal selbst auszuprobieren. Ich habe dafür Karotten, Rote Bete, Petersilienwurzel ‚ Pastinake, Rettich aus der Gruppe der Wurzelgemüse, Porree, Lauchzwiebeln und Zwiebeln, Staudensellerie, Chinakohl und einen Römersalat verwendet.
Grundsätzlich geeignet sind dafür:
Wurzelgemüse - Karotten, Petersilienwurzeln, Pastinaken, Rote Bete, Rettich, Knollensellerie;
Blatt- und Kohlgemüse - Staudensellerie, Chinakohl, Mangold, Pak Choi;
Salate - Römer oder Romanasalat, Eichblatt und vieles mehr.
Zwiebel- und Lauchgewächse - Zwiebeln, Knoblauch, Porree, Frühlingszwiebeln.
Schritt 1: Das Gemüse wird so abgeschnitten, dass bei Wurzelgemüse etwa drei Zentimeter Wurzel erhalten bleiben, bei kürzeren Abschnitten treibt zwar neues Grün aus, aber Wurzelbildung ist nicht mehr möglich. Bei Blatt-, Kohlgemüsen und Salaten wird ebenso verfahren, hier allerdings über dem Strunk abgeschnitten.
Schritt 2: Die Abschnitte werden in eine Schale oder ein Glas mit frischem Wasser gesetzt und an einen Ort mit guten Lichtverhältnissen gestellt. Das Wasser sollte, am besten täglich, gewechselt werden.
Schritt 3: Nach etwa zwei Wochen, wenn sich am unteren Ende Wurzeln gebildet haben, müssen die Pflanzenabschnitte eingepflanzt werden, da die Nährstoffe aus dem Wasser nicht mehr ausreichen.
Schritt 4: Die Gemüseabschnitte werden in Töpfen mit Anzuchterde eingepflanzt. Regelmäßig gießen nicht vergessen! Das frisch sprießende Grün kann nun verwendet werden.
Mein Fazit: „Regrowing“ ist auf jeden Fall eine spannende Angelegenheit: Es ist faszinierend zu sehen, wie viel Kraft auch in den kleinsten Abschnitten noch steckt. Außerdem wird in den Fokus gerückt, dass nicht nur die Wurzeln essbar sind, sondern das Grün ebenfalls eine gesunde und geschmackvolle Bereicherung für unseren Speiseplan ist, zum Beispiel als Möhrengrün-Pesto oder einfach nur fein gehackt über Salate oder Suppen gestreut (siehe dazu auch den Artikel „Möhrengrün und Kohlrabiblatt“ vom 13. April).
Allerdings hat dieser schöne Trend auch Grenzen. „Regrowing“ erfordert einiges an Geduld, Disziplin und Platz: Bis das erste verwendbare Grün sprießt, dauert es schon mal einige Wochen. im Übrigen muss man sich fast täglich um die Pflänzchen kümmern und es wird viel Platz für Schalen und Töpfe benötigt.
Der Ertrag ist im Vergleich zum Aufwand recht überschaubar, weil man eben lediglich das nachwachsende Grün ernten kann. Eine Vermehrung der Wurzeln ist auf diesem Weg nicht möglich. Viele Pflanzen bilden auch zügig Blüten aus, das heißt sie schießen, um sich durch Samenbildung weiter zu vermehren. Dann bleibt wenig zur eigenen Verwendung übrig.
„Regrowing“ ist also - alles in allem - recht zeitaufwändig, aber man hat immer etwas Frisches zum Verfeinern der Speisen auf der Fensterbank. Außerdem können Gemüseabschnitte noch einen guten Zweck erfüllen und besonders Kindern den Kreislauf der Natur näherbringen.
© Gruppe Sozial- und Bildungswerk