Oer-Erkenschwick. Ist die Familie als Institution mehr Herausforderung oder Kraftquelle? Dieser Frage gingen am Donnerstagmorgen die Teilnehmer der achten BBE-Veranstaltung nach. Referentin Heidi Weigert beantwortete die Frage am Schluss ihres kleinen Workshops: "Ja, sie ist sowohl Herausforderung als auch Kraftquelle".
Was ist überhaupt Familie, wie definiert sie sich? Diese Frage stellte die Diplom-Psychologin aus Leipzig als Einstieg der Gruppe. Zahlreiche Antworten gab es dazu: Ein geschützter Raum, wo man sich wohl fühlt, wo die Liebsten wohnen, wo die Kinder aufwachsen, wo Geborgenheit und Raum zum Wachsen und sich Entwickeln besteht und vieles andere mehr.
Rein wissenschaftlich gesehen bedeutet der Begriff Familie, dass mindestens zwei Generationen in einer dauerhaften Beziehung leben. Familie ist einzigartig, aber dennoch äußerst vielschichtig. Sie kann ein kinderloses Ehepaar genau so darstellen wie eine Großfamilie, die in der heutigen Zeit allerdings nicht mehr häufig anzutreffen ist. "Entscheidend ist, wie sich das Zusammenleben in der Gruppe, wie sich die Familie auch definiert, konkret darstellt", sagt Heidi Weigert. Die Wissenschaft spreche daher auch beim Thema Familie von einem "sozialen Organismus", wo eine wechselseitige Versorgung stattfindet, wo es lebendig und nicht starr ist, wo sich etwas entwickelt.
Heidi Weigert gab als Gruppenaufgabe mit: "Schreibt Begriffe für jeden einzelnen Buchstaben des Wortes Familie auf und füllt sie mit Leben."
Dabei wurde am Schluss folgendes gemeinsam erarbeitet: Das "F" könnte für Fürsorge, Fairness, Förderung, Freiraum, Führung durch Vorbild oder finanzielle Situation stehen, das "A" für Alltag (Struktur), Ablösung, Akzeptanz, Akitivität oder Atmosphäre, das "M" für Miteinander, Macht, Masken (fallen lassen), Motivation und Medien, das "I" für Interesse, Individualität oder Insel des Rückzugs, das "L" könnte stehen für Liebe oder Loslassen, das zweite "I" für Internalisierung (Verinnerlichung gesellschaftlicher Werte und Normen), Interessen oder Input, und der letzte Buchstabe "E" könnte stehen für Erfahrung, Einfluss, Emotion, Erbe, Eltern, Erziehung, Entschleunigung, Erfahrung oder Ermutigung. Familie steht eben doch für Herausforderung, besonders dann wenn Kinder vorhanden sind, als auch für Kraftquelle.
Am vergangenen Dienstagvormittag erarbeiteten sich die BBE-Teilnehmer eine eigene Philosophie, praktisch eine Leitlinie für dieses Seminar. Es wurde verschriftlich und am Donnerstagmorgen von allen Teilnehmern unterschrieben und ist somit anerkannt. Es hat folgenden Wortlaut:
"Seminar-Philosophie zu BBE 8 im Oktober 2018
Wir wollen
- neue Kraft schöpfen und ein Leben ohne Ängste führen
- unser Selbstvertrauen stärken und unsere Kräfte mobilisieren
- möglichst viel Zeit mit unseren Freunden verbringen
- Nächstenliebe erfahren
- die Bereitschaft zeigen, unser Leben mitzugestalten und mitmachen.
Wir suchen
- Hilfe bei Entscheidungsfragen des täglichen Lebens
- Verständnis für uns und für den Anderen
- die Atmosphäre, die unser Leben lebens- und liebenswert macht
- Stärkung für unser Glaubens- und Gebetsleben
- den Erfahrungsaustausch mit unseren Mitmenschen.
Wir geben
- unsere eigenen Vorurteile gegenüber Andere auf
- Anderen Zeit, sich uns mitzuteilen
- Anderen Gelegenheit, uns so zu akzeptieren, wie wir sind
- die Chance nicht auf, neue Kontakte zu suchen und alte zu pflegen
- uns die Möglichkeit aufzuspüren, wo unsere Mitmenschen Hilfe und Anerkennung suchen.
© Gruppe Sozial- und Bildungswerk