Neuss. Wunder - welcher ernsthafte Christ wünschte sie sich nicht zur Bestätigung des Glaubens? Wunder - damals. Wunder heute? Zu diesem Thema hatte das Neuapostolische Sozial- und Bildungswerk (SBW) Dr. Reinhard Kiefer zu einem Vortrag in der neuapostolischen Kirche in Neuss gewinnen können.
Dr. Kiefer ist Berater des Leiters der Neuapostolischen Kirche International, Stammapostel Jean-Luc Schneider, in theologischen Fragen. Dr. Kiefer studierte Germanistik und evangelische Theologie an der RWTH Aachen. Fast 60 Teilnehmer erlebten ihn am Abend des 8. Mai 2015 in Neuss als einen sehr kurzweiligen und interessanten Referenten und Gesprächspartner.
Zum Thema „Wunder“ klärte Dr. Reinhard Kiefer zunächst die Begrifflichkeit. So seien Wunder außerordentliche Ereignisse, die Aufsehen erregen und unbegreiflich erscheinen, weil sie den gewohnten Ablauf der Dinge durchbrechen. Sie lassen sich nach heutigem Verständnis nicht ins wissenschaftliche Weltbild einordnen. In der Antike, also zur Zeit der Wirksamkeit Jesu auf Erden, bestand noch keinerlei Erkenntnis zu den uns heute geläufigen Naturgesetzen. Von daher fehlte auch die Art der Auseinandersetzung mit diesen Erkenntnissen, wie sie sich erst seit dem 17. Jahrhundert ergeben hat. Nach antikem Verständnis ließen Wunder die Gegenwart und Wirksamkeit göttlicher Kräfte erfahrbar werden.
Dr. Kiefer zeigte die im Neuen Testament an den Urtexten erkennbare sprachliche Besonderheit zum Begriff „Wunder“ auf. Es wurde von den damaligen Autoren deutlich unterschieden zwischen Wundern in Form von Sehenswürdigkeiten und Heldentaten einerseits und Zeichen, Werken, „Machtaten“ (z.B. Totenerweckung) andererseits. Die Letztgenannten sind Christen als „Wunder“ durch die Bibel berichtet. Sie wollen den Blick für die heilvolle Gegenwart Gottes öffnen und sind Hinweise auf die Gegenwart des Reiches Gottes in Jesus Christus.
Die Frage kam auf: „Wo erleben wir Wunder in unserer Zeit?“ Dr. Kiefer machte deutlich, dass Wunder auch in der Wirkungszeit Jesu und der ersten Apostel Einzelereignisse waren. Nur wenige wurden geheilt, nur einzelne vom Tode erweckt. Diese Wunder waren machtvolle Zeugnisse der Wirkung Gottes in seinem Sohn, in den ersten Aposteln. In den anschließenden Diskussionen zu dieser Frage wurde deutlich, dass auch wir heute Wunder erleben können, unerklärliche Erfahrungen. Christen nennen sie dann „Glaubenserlebnisse“. Heute wie damals sind sie Glaubensstärkung dem, der sie mit allen Sinnen aufnimmt und in sein Verhältnis zu dem Dreieinigen Gott einordnen kann.“
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