Recklinghausen-Suderwich. "Die Depression ist eine große Verlusterkrankung", sagt Martin Tucholski. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie betreibt eine eigene Praxis in Bönen und hielt am vergangenen Samstag, 6. Mai 2017, einen interessanten Vortrag im Rahmen der SBW-Reihe "Mediziner kommen zu Wort" im SBW-Zentrum. Der Begriff Depression bezeichnet einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit, der gelegentlich oder andauernd auftreten kann. Die Depression wird zu den affektiven Erkrankungen (Stimmungsstörungen) gezählt.
Der 55-jährige Facharzt sprach vor 20 Interessierten und machte sehr eindrücklich deutlich, dass Depression eine sehr schwierig zu diagnostierende Krankheit sei. "Mittlerweile werden die heutigen Medizinstudenten schon sehr gut auf das Erkennen dieser Krankheit geschult. Früher war das nicht so, da blieb eine solche Erkrankung lange unbehandelt, weil sie nicht sofort erkannt wurde", sagte Tucholski.
Wie werden die Symptome einer solchen Erkrankungen erkannt? "Bei meinen Patienten finde ich dann Verluste in Familie, im Beruf, am Arbeitsplatz vor oder stelle einen Statusverlust bei Eintritt ins Rentenalter fest", sagt der Mediziner. "Es fehlt hier also eine Sinnhaftigkeit. Oder der Ausbruch einer schweren körperlichen Erkrankung, zum Bespiel Krebs, kann eine Depression begünstigen."
Schließlich ruiniere eine solche Erkrankung die körperliche und seelische Stabilität eines Menschen. "Ein depressiver Mensch fühlt kaum Leben in sich. Und das muss man schon wörtlich nehmen, denn es gibt eine hohe Anzahl von Suizidgefährdeten in dieser Gruppe", macht der Mediziner deutlich.
Obwohl der Depressive ein Leben mit angezogener Handbremse führe, gebe es Hoffnung. Die Therapie setze dabei auf drei Schwerpunkte. Technik ("bei achtsamkeitsbasierten Therapien lernen Patienten, eine andere Haltung zu negativen Emotionen und Gedanken zu entwickeln. Unter anderem Meditation hilft dabei, Abstand zu gewinnen", so Tucholski), Erkennen ("Das Erkennen dieser Erkrankung durch den Patienten ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Therapie", sagt Tucholski) und schließlich das Üben ("Hier geht es hauptsächlich um das Einüben von neuen Denkmustern", erläutert der Facharzt).
Erfolgreich behandelbar ist eine Depression durchaus. Depressive Phasen sind gut behandelbar und klingen meistens innerhalb von einigen Monaten wieder ab. Etwa. 15 Prozent der Depressionen verlaufen chronisch. Wegen des relativ hohen Risikos, im Verlauf des Lebens erneut eine depressive Episode zu erleiden, kommt der Rückfallprophylaxe besondere Bedeutung zu.
Nach dem Vortrag schloss sich noch ein reger Gedankenaustausch zu diesem Thema an, das auf jeden Fall zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal Platz im SBW-Terminkalender finden soll, wünschten sich die Gäste.
© Gruppe Sozial- und Bildungswerk
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